Von vorne bis Hirten - Weihnachtskonzert

Weihnachten – von vorne bis Hirten!

Dass es für die Geburt eines Kindes eine Mutter und bestenfalls zumindest einen Ziehvater braucht, leuchtet einem ein. Dass nach dramatischer Anreise und bei ausgebuchtem Gastgewerbe ein Stall zur Geburtsstätte des Messias wird, erscheint tragisch, ist aber immerhin noch nachvollziehbar. Warum jedoch Hirten die Ersten sind, die vom himmlischen PR-Team in das Großereignis eingeweiht werden…?!

Mitten in der Nachtschicht, mutmaßlich müde, etwas angefroren und vom Geblöke der Schafe leicht genervt, werden sie von einer bombastischen Multimedia-Show aus der wohlverdienten Ruhephase gerissen. Das Bimmeln und Klingen in der Luft, das Scheinen und Glänzen in der Nacht, die himmlischen Heerscharen im Gefolge eines verkündigungsfreudigen Engels dürften sie derart aus den Holzschuhen gerempelt haben, dass man einem simplen „Fürchtet Euch nicht!“ kaum eine blutdrucksenkende Wirkung zutrauen mag. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, verlassen sie vertrauensvoll und urteilssicher in dieser einen bedeutsamen Nacht ihren Arbeitsplatz, vergessen auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe und lassen die Schafe Schafe sein.

Was sie im Stall von Bethlehem dafür erleben, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Kein roter Teppich, kein Sicherheitsdienst, keine knallenden Champagner-Korken, aber jede Menge Atmosphäre. Danach waren sie es, die ihre Eindrücke in die Welt hinaustrugen, das Geschehene verbreiteten, das Gesehene verkündeten. Gleichsam die ersten Influencer der Weltgeschichte. Ohne flächendeckendes WLAN, ohne millionenfache Likes, ohne gefilterte Selfies. Was sie mit aller Welt teilten, war kein kurzlebiger Post – so schnell vergessen, wie er kommentiert ist. Nur eine Botschaft, die sich seit über 2000 Jahren hält.